Wie entsteht ein Trauma?

Ein Trauma entsteht, wenn (lebens-)bedrohliche Erfahrungen selbst gemacht oder beobachtet werden, die in der Regel intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen auslösen und dabei gleichzeitig dazu führen, dass unser Nervensystem nicht mehr in der Lage ist,  die dabei erlebte Übererregung auf ein gut aushaltbares Maß zu regulieren. Jeder Mensch verfügt über gute Mechanismen zur Selbstregulation des Nervensystems. „Trauma“ bedeutet, dass das Nervensystem mit seiner Fähigkeit, sehr hohe körperliche Erregung wieder auf ein Wohlfühlen zu regulieren, überfordert ist.

Die Aufgabe des autonomen Nervensystems ist es, alle Grundfunktionen unseres Körpers (Blutdruck, Puls, Verdauung, Atmung,…) zu regulieren. Das autonome Nervensystem wird vom untersten Teil des Gehirns (Stammhirn) durch 2 dicke Nervenstränge gesteuert. Der Sympathikus kann dabei als das „Gaspedal“ der Körpers gesehen werden. Er versetzt den gesamten Körper in Handlungsbereitschaft. Der Parasympathikus stellt das „Bremspedal“ für den Körper dar. Er unterstützt alle Reaktionen des Körpers, die zum Ausruhen und Regenerieren führen.  

Bei einem Trauma werden wir mit einer bedrohlichen Situation konfrontiert, die zu heftig, zu plötzlich und zu schnell stattfindet. Die Gefahrenzentrale im Gefühlshirn (Mandelkern, ein Teil des Limbischen Systems) tritt in Aktion und meldet Gefahr. Sofort wird das autonome Nervensystem im Hirnstamm informiert und ein angeborener Überlebensmodus springt an:  Der Sympathikus aktiviert den gesamten Körper auf „volle Kraft“ und wir werden auf Kämpfen oder Flüchten vorbereitet. Kann mit Kampf oder Flucht kein Erfolg erreicht werden, erleben wir Hilflosigkeit, Ohnmacht, Angst, Panik, Bedrohung oder Entsetzen. Die heftige Überreaktion des Sympathikus kann dazu führen, dass die Fähigkeit zur Selbstregulation so sehr gestört wird,  dass diese nicht mehr funktioniert. Der Körper kann sich nicht mehr selbst zur Ruhe bringen. Zudem kann die Übererregung so hoch werden, dass der Parasympathikus sich dazuschaltet und eine „Notbremsung“ durchführt. Wir verfallen in eine Erstarrung.

Die Traumatisierung findet durch die verloren gegangene Fähigkeit zur Selbstregulation bzw. durch die Reaktion der Erstarrung statt. Beides wird in einer erfolgreichen Traumatherapie aufgelöst. In der Traumatherapie lernt Ihr Nervensystem wieder, seine Selbstregulation erfolgreich einzusetzen. Gleichzeitig werden die mit der bedrohlichen Situation verbundenen heftigen, belastenden Gefühle aufgelöst. Ihr Fluss des Lebens fließt wieder.